Kalman Segals Erzählungen sind starke sprachliche und historische Zeugnisse: kaleidoskopartig wird die ostjüdische Kulturform der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beleuchtet.
Der polnisch-jüdische Schriftsteller Kalman Segal (1917–1980) aus dem südostpolnischen Kreisstädtchen Sanok transponiert im Jahr 1956 seine jiddischen Erzählungen über die Welt des jüdischen Schtetls selbst ins Polnische. Fühlbar ist seine Sehnsucht nach der verlorenen Heimat der Kindheit und nach dem jüdischen Lebensraum, der im Holocaust vernichtet wurde.
Segals Erzählungen sind authentisch und lebendig und wurden von der polnischen, jüdischen und hebräischen Literaturkritik warm aufgenommen. Ihr künstlerischer und aufklärender Wert bringt Segal in eine Linie mit Schriftstellern wie Bruno Schulz aus Drohobycz (heute Ukraine) (1892–1942), Joseph (Moses) Roth aus Brody (1894–1939), Józef Wittlin aus Dmytrow bei Radziechów (heute Ukraine) und Isaak Bashevis Singer aus Leoncin bei Warschau (1902-1991). Der vorliegende Band ist das erste Werk Segals, das auf Deutsch erscheint.
Agnieszka Jankowska